Zum Sterben zu viel

Kriminalroman

ars vivendi Verlag, 16 Euro

Inhalt

München-Pasing, 1922: Ein Heimatdichter wird ermordet, und ein junger Schreiner muss dafür ins Gefängnis, obwohl die Verdachtsmomente alles andere als schlüssig sind. Seine Frau Agnes tut alles, um die Unschuld ihres Mannes zu beweisen. Vorübergehend muss sie sogar ihre beiden Kinder in die Obhut Fremder geben. Ein zweiter Mord geschieht; der Ermordete hat die gleiche seltsame Wunde am Kopf wie das erste Opfer. Oberkommissar Benedikt Wurzer steht vor einem Rätsel, bis ihn ein Hinweis in die Oberpfalz führt und er ahnt, dass ein weiterer Mord unmittelbar bevorsteht …

Leseprobe

Von Waldfels fröstelte etwas, denn es war eher kühl für Mitte April. Aber er hatte beschlossen, zu Fuß zum Bahnhof zu gehen, um noch etwas frische Luft zu schnappen. So bog er, zufrieden pfeifend, von der Apfelallee in die Langwieder Straße ein und dachte über sein Tagwerk nach.

Heimatverse sollten es werden. Gedichte, wie die Leute sie mochten, gerade in dieser herzlosen, unübersichtlichen Zeit, wo der Krieg vielen noch in den Knochen steckte, manchen sogar im wahrsten Sinn des Wortes, auch wenn er schon vier Jahre vorbei war. Gedichte, die Wärme gaben, das Gefühl von Geborgenheit in einer Welt, in der Geld immer weiter an Wert verlor und fremde Nationen über Deutschland und Bayern bestimmten. Der Verleger hatte ihn um Heimatverse gebeten. „Nix Politisches“, hatte er gesagt. „Vor allem nix Linkes. Die Wörter ‚Arbeiter‘, ‚Lohn‘, ‚Hunger‘ und ‚Krieg‘ will ich nicht lesen.“

Er hatte sich eine Liste gemacht mit Begriffen, die passend waren: Heimat, Erde, Himmel, Mädl, Bursch, Vaterland, Muttersprache, Edelweiß, Tanne. So was eben. Und dann hatte er angefangen zu dichten.

Besonders stolz war er auf den Vers: „An der Wand hängt dem Vater sei Gwand…“

Ja, das würde zur melancholischen Stimmung der armen, einfachen Leute passen. Und davon gab es schließlich genug. Nicht nur draußen auf dem Land, auch in München und hier, in Pasing, vor den Toren der großen Stadt.