Der Tag, an dem Marie ein Ungeheuer war

Mit Illustrationen von Verena Ballhaus. Neuauflage in der Reihe 'Minimax' bei Beltz&Gelberg 2009. Ab vier Jahren. 5,95 Euro

Die im Bajazzo Verlag 2001 erschienene Orignalausgabe ist nur noch antiquarisch erhältlich.

Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis 2002

Inhalt

Ein ganz normaler Tag. Marie geht in den Kindergarten. Die Haare fliegen, die Tasche wippt. Doch dann - schon geht es los: "Du hast aber große Füße", bemerkt Raphaela beiläufig und Kai meckert über ihren dicken Bauch. Tatsächlich, Füße und Bauch werden groß und riesig dick. (...) Beim Mittagsessen verwandeln sich unter geschwisterlicher Schelte die Hände in Flossen. Niedergeschmettert versteckt Marie sich in ihrem Zimmer. Krümmelklein ist sie und die Welt rabenschwarz. "Ich bin ein Ungeheuer. Ich bin hässlich." Am Abend findet sie die Mutter. Sie nimmt ihr kleines Mädchen zärtlich ernst, zeigt ihr in einem Spiegel, wie sie ihre einzigartige Tochter sieht. Und Marie entdeckt Marie. Sie ist ein Glückskind, denn ihr kleines, noch zerbrechliches Ich gewinnt in diesem emotionalen Schutz ein positives Bild von sich und der Welt.
Elisabeth Hohmeister in Süddeutsche Zeitung, 4. Januar 2002

Leseprobe

Endlich war es Mittag. Marie ging nach Hause. Mama hatte Pommes gemacht.
Als Marie sich eine zweite Portion nehmen wollte, stieß ihr Bruder Lukas ihre Hand zurück.
"Flossen weg", knurrte er, "der Rest ist für mich."
Plötzlich wollte Marie keine Pommes mehr, denn nun wuchsen ihr Flossen.
Ihre große Schwester Kathrin lachte. "Mensch, glotz nicht so blöd", sage sie. "Du musst dich halt wehren."
Marie wartete, bis Lukas und Kathrin gegangen waren. Erst dann wagte sie aufzustehen. Sie wollte ihre Kartoffelnase mit den Händen verbergen, aber das waren nur noch Flossen. Mühsam schleppte sie sich mit ihren großen Füßen die Treppe hinauf. Traurig sah sie aus ihren Glotzaugen vor sich hin.