Schillerwiese
Kriminalroman
ars vivendi Verlag, 16 Euro
Inhalt
Die junge Vroni Haberl erhängt sich im Mai 1925 an einem Baum auf der Schillerwiese an der Donau in Regensburg. Oder ist es doch kein Selbstmord? Immerhin ist die Schillerwiese die alte Richtstätte der Stadt.
Den Münchner Oberkommissär Benedikt Wurzer, der schon in „Zum Sterben zu viel” ermittelt hat, muss das eigentlich nicht kümmern. Er und seine Frau besuchen ihre Tochter Anna, die in Regensburg verheiratet ist, anschließend wollen sie weiter zur vorgezogenen Sommerfrische nach Kallmünz.
Doch Anna interessiert sich sehr für die Tote, immerhin waren sie Nachbarinnen und die Geschichte kommt ihr seltsam vor. Denn hätte Vroni wirklich ihren zwölfjährigen Sohn Karl alleine auf der Welt zurückgelassen? Wurzer wird aktiv, als Anna unter rätselhaften Umständen verschwindet und das den Kollegen in Regensburg so egal ist wie der vermeintliche Selbstmord der jungen Nachbarin. Bei seinen Ermittlungen kommt er einer Verschwörung auf die Spur …
Leseprobe
Sie hört eine Kirchturmuhr. Vier Schläge für die volle Stunde, neun für die genaue Uhrzeit. Jetzt sollt er eigentlich kommen, der Gustl. Veronika Haberl sitzt am Ufer der Donau, die Füße im Wasser, und schaut den Weg entlang nach rechts und links, aber er ist nicht zu sehen. Das Paar, das vorhin eng umschlungen dagesessen hat, ist inzwischen gegangen. Die Badeanstalt an der Schillerwiese wirkt verwaist. Ab und zu schlendert noch ein Spaziergänger vorbei. Die Sonne geht unter, und es wird dämmrig.
Überhaupt ist heut kaum was los an der Donau. Das liegt sicher an dem Fackelzug, der durch die Stadt führen soll – zu Ehren des Amtsantritts von Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg. Das wollen gewiss alle sehen.
(…)
Endlich sieht sie ihn den Weg entlangkommen. Er ist es doch, oder? Er hinkt ein bisserl, vielleicht hat er sich wehgetan und ist deshalb spät dran. Rasch zieht sie die Füße aus dem Wasser, schlüpft in ihre Klapperl, steht auf und eilt ihm entgegen.
Es ist nicht ihr Gustl. Doch hat sie das Gefühl, den Mann schon mal gesehen zu haben. Er starrt sie an, sagt kein Wort. Ein unheimliches Schweigen. Sie bekommt Angst, sieht sich um. Kein Mensch mehr weit und breit. Ganz schnell ist die Dunkelheit gekommen, fast finster schaut es für sie plötzlich aus, gerade ist es doch noch hell gewesen. Sie blickt in seine schwarzen Augen, ahnt das Unheil. Aber da ist es schon zu spät.