Spring in den Himmel

Roman

dtv pocket (München)

7,95 Euro

Inhalt

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: die ruhige, stille Jamina und die aufgedrehte, provozierende Yoyo. Sie lernen sich in der U-Bahn kennen, als Yoyo Jamina vor den Kontrolleuren rettet. Schnell freunden sie sich an, denn Jamina ist fasziniert von diesem lebenshungrigen Mädchen. Yoyo eröffnet ihr eine neue Welt voller Überraschungen und Abenteuer und nimmt zugleich einen eigenen Platz in Jaminas Familie ein. Doch warum ist Yoyo manchmal so wütend und abweisend, im nächsten Moment wieder herzlich und nah? Welche ihrer verschiedenen Lebensgeschichten ist wahr? Ist sie wirklich Jaminas beste Freundin oder ihre schlimmste Feindin?

Leseprobe

Die Fußfessel an den Knöcheln, an ihr hing beim Fallen das Leben wie am seidenen Faden. Die Gurte am Oberkörper, die sie zusammenhielten. Ganz nah standen sie, auf wenige Zentimeter Entfernung konnte sie Yoyo in die grünen Augen sehen.

"Nicht so hektisch atmen, Jamina. Ich spür das. Das geht ja so schnell, als würde ein Hund hecheln."

"Ich hab Schiss."

"Musst du nicht, ich bin bei dir."

Yoyo legte den Arm um sie.

Langsam fuhren sie nach oben. Zehn Meter, zwanzig, dreißig ... fünfzig. "Schau mal, heute ist super Wetter. Man kann sogar die Berge sehen."

Yoyo deutete in die Ferne, aber Jamina machte schnell die Augen zu. Sie wollte nicht sehen, wie sie immer höher kamen bis zu dem Punkt, wo sie springen sollten, mussten ...

Gab es noch einen Weg zurück? Konnte sie noch aussteigen?

"Ich will nicht."

"Vertrau mir."

Das dringende Bedürfnis, jetzt zur Toilette zu gehen.

Die Angst, in die Hose zu machen.

Der Gedanke an die Eltern und den kleinen Bruder.

Worauf habe ich mich eingelassen?

Warum tut sie mir das an?

Aufsteigende Wut.

Yoyo aber war in ihrem Element. "Wow, da hinten, schau mal, das ist doch ..."

"Ihr solltet euch jetzt konzentrieren", mahnte einer der Männer, die sie nach oben begleiteten.

(...)

"Drei - zwei - eins - Bungee!"

Jamina konnte sich nicht fallen lassen, aber sie spürte, wie Yoyo sie mitzog in die Tiefe. Ein irre lauter Schrei an ihrem Ohr, Sekunden voller Angst und Panik, dann das Gefühl, dass das Seil den Sturz auffing, sie zurückzog in die Höhe, der Magen im Hals, Yoyos Lachen, ihr Arm um den Körper, ihre Wange am Kopf. Yoyos Schreie klangen nicht nach Angst, sondern nach Begeisterung und sie gingen allmählich in ein Lachen über.

Wir sind zusammengebunden, zusammengeschweißt, dachte Jamina. Wir sind auf Gedeih und Verderb aneinander gefesselt, wir können nicht ohneeinander. Es war gerade so, als würden Yoyos Worte in dem Moment zu ihren Gedanken werden.

Als alles vorbei war, zitterte Jamina immer noch. Yoyo nahm sie in die Arme. Und dann, ganz allmählich, stellte sich auch bei Jamina dieses großartige Gefühl ein, etwas Außergewöhnliches erlebt und überlebt zu haben.

Ja, sie hatte etwas getan, was sie sich selbst nie zugetraut hätte. Was ihr auch niemand anderer zugetraut hätte. Außer Yoyo.